Wirtschaftsausblick der Parteien

Die wirtschaftspolitischen Pläne im Vergleich: Auf welche Konzepte setzen die Parteien bei Steuern, Entlastungen und Abgaben für Bürger und Unternehmen?

Von Egon Gnatowsky, Nikola Jovicic

Letzte Überarbeitung: 13.2.25

Christlich Demokratische Union (CDU) / Christlich-Soziale Union (CSU)

Die Union plant umfassende Steuerentlastungen für Bürger und Unternehmen. Konkret soll die Einkommensteuer reformiert werden, indem der Grundfreibetrag erhöht und der Einkommensteuertarif abgeflacht wird. Der Spitzensteuersatz von derzeit 42 % soll künftig erst ab einem zu versteuernden Einkommen von 80.000 Euro (bisher 68.430 Euro) greifen. Zudem ist die vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlags vorgesehen, der aktuell noch von Spitzenverdienern und Unternehmen gezahlt wird. Für Unternehmen plant die Union, die Steuerbelastung auf maximal 25 % zu deckeln. Zudem sollen Überstundenzuschläge steuerfrei gestellt und die Umsatzsteuer auf Speisen in der Gastronomie dauerhaft auf 7 % gesenkt werden.

Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)

Die SPD strebt eine Entlastung von 95 % der Steuerzahler an. Dazu soll der Grundfreibetrag angehoben und die Grenze für den Spitzensteuersatz von derzeit 42 % auf 45 % erhöht werden, wobei dieser erst ab einem zu versteuernden Einkommen von 93.000 Euro greifen soll. Der sogenannte Reichensteuersatz soll von 45 % auf 47 % steigen. Zudem plant die SPD die Wiedereinführung der Vermögensteuer für sehr hohe Vermögen und eine Reform der Erbschafts- und Schenkungsteuer, um Privilegien bei Unternehmensvermögen abzuschaffen. Eine Finanztransaktionssteuer soll in Zusammenarbeit mit europäischen Partnern eingeführt werden. Für Unternehmen ist eine Investitionsprämie von 10 % vorgesehen, um Investitionen in klimafreundliche Technologien zu fördern.

Bündnis 90/Die Grünen

Die Grünen setzen auf eine ökologische Transformation der Wirtschaft und planen eine Vermögensteuer zur Finanzierung des Gemeinwohls. Große Erbschaften sollen stärker besteuert werden, während kleine und mittlere Erbschaften verschont bleiben. Eine Investitionsprämie von 10 % für Unternehmen soll Innovationen fördern und ist auf fünf Jahre begrenzt. Zudem soll die Stromsteuer auf das europäische Mindestniveau gesenkt werden, um Haushalte und Unternehmen zu entlasten. Der Solidaritätszuschlag soll in den Einkommensteuertarif integriert werden, was hohe Einkommen stärker belasten würde.

Freie Demokratische Partei (FDP)

Die FDP plant eine umfassende Steuerreform mit dem Ziel, die Einkommensteuer zu senken und den sogenannten Mittelstandsbauch im Steuertarif abzubauen. Der Spitzensteuersatz von 42 % soll erst ab einem zu versteuernden Einkommen von 96.600 Euro greifen. Zudem soll der Solidaritätszuschlag vollständig abgeschafft und der Grundfreibetrag um mindestens 1.000 Euro erhöht werden. Für Unternehmen ist eine Senkung der Steuerbelastung auf unter 25 % vorgesehen. Der Sparerpauschbetrag für Kapitaleinkünfte soll ebenfalls angehoben werden.

Alternative für Deutschland (AfD)

Die AfD strebt eine Vereinfachung des Steuersystems an. Der Solidaritätszuschlag soll vollständig abgeschafft und der Sparerpauschbetrag für Ledige auf 6.672 Euro erhöht werden. Zudem plant die AfD die Einführung eines Familiensplittings und die Abschaffung der Erbschaftsteuer. Die CO₂-Abgabe sowie die Grundsteuer sollen gestrichen werden. Für die Gastronomie ist eine dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer auf 7 % vorgesehen.

Die Linke

Die Linke plant eine deutliche Anhebung der Steuern für hohe Einkommen und Vermögen. Ab einem zu versteuernden Einkommen von 85.000 Euro soll der Steuersatz auf 53 % steigen. Zudem ist eine Reichensteuer mit zwei Stufen vorgesehen: 60 % für Einkommen über 250.000 Euro und 75 % für Einkommen über 1 Million Euro. Der steuerfreie Grundfreibetrag soll auf 16.800 Euro pro Jahr erhöht werden. Die Vermögensteuer soll mit Freibeträgen von 1 Million Euro für Privatvermögen und 5 Millionen Euro für Betriebsvermögen wiedereingeführt werden, beginnend bei 1 % ab 1 Million Euro und steigend auf 5 % ab 50 Millionen Euro. Eine einmalige Vermögensabgabe von bis zu 30 % für die reichsten 0,7 % der Bevölkerung ist ebenfalls geplant. Die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel, Hygieneprodukte und den Nahverkehr soll entfallen.

Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW)

Das BSW will den Grundfreibetrag deutlich anheben, orientiert an der Armutsgefährdungsschwelle von knapp 16.000 Euro. Einkommen bis zu 16.000 Euro sollen steuerfrei bleiben, um insbesondere Geringverdiener und die Mittelschicht zu entlasten. Gleichzeitig plant das BSW eine stärkere Besteuerung sehr hoher Einkommen und Vermögen, um die öffentlichen Haushalte zu stabilisieren. Zudem setzt sich die Partei für eine Vereinfachung des Steuersystems ein, um Bürokratie abzubauen und Steuervermeidung einzudämmen. Nach Auffassung des BSW müsse die Steuerpolitik dazu beitragen, die Kaufkraft breiter Bevölkerungsschichten zu stärken und wirtschaftliche Ungleichheiten abzubauen. Durch diese Maßnahmen will das BSW die finanzielle Belastung für die breite Bevölkerung senken, während wohlhabendere Haushalte stärker zur Finanzierung des Gemeinwohls beitragen sollen.